Heimspiel, Diversität als Selbstverständnis in der Jugendhilfe

Vielfalt und Diversität gehören zu den Schlagwörtern unseres gesellschaftlichen

Austausches, deren Potentiale und der Mehrwert diskutiert und immer stärker

thematisiert werden. In diesem Beitrag möchten wir erzählen, welche Rolle Diversität in unserem Unternehmen und vor allem in unserer Arbeit spielt.

Hierzu ist es zunächst wichtig, unsere Entstehungsgeschichte zu kennen: Im Jahr 2015 waren viele Menschen auf der ganzen Welt gezwungen vor Krieg und Verfolgung zu flüchten und ihre Heimat zu verlassen. Die Politik, die Gesellschaft und die Jugendhilfe standen quasi über Nacht vor großen Herausforderungen und suchten händeringend nach Unterkünften und Menschen, die sich der Betreuung der Geflüchteten annahmen.


Heimspiel war noch nicht gegründet als die Anfrage eines Kölner Trägers an den

damaligen Streetworker Thorsten Heck einging, ob er Kapazitäten hätte die Projektleitung für eine Notunterkunft für minderjährige Geflüchtete in Gummersbach zu übernehmen. Die Rahmenbedingungen waren: Zwei Wochen Zeit, ein 25-köpfiges Team mit der Bereitschaft 24/7 zu arbeiten und ein Mobiltelefon. Die Akquise war so spannend wie abenteuerlich und schnell bildete sich eine kleine und agile Mannschaft aus Verena, Jacob und Thorsten, die heutigen Urgesteine von Heimspiel.


Unser erstes Heimspiel Team bestand aus Menschen wie sie unterschiedlicher nicht hätten sein können und dennoch, oder gerade deshalb, aus Menschen, die nicht besser hätten zusammenarbeiten können. Das Kernteam bestand und besteht nicht etwa ausschließlich aus Pädagog:innen, es fanden sich unterschiedlichste Professionen aus unterschiedlichsten Berufsfeldern, unterschiedlicher Ethnien mit einem babylonischen Sprachwirrwarr zusammen und sie alle machten genau eine Sache, sie MACHTEN. Ohne Wenn und Aber, ohne Hierarchien, ohne Zeit mit Kompetenzgerangel zu vergeuden, fokussiert darauf den jungen Menschen zu helfen und Unmögliches möglich zu machen.


Schnell erkannten wir, dass genau diese Mischung aus Kompetenz und Enthusiasmus, aus Fachlichkeit und Improvisationstalent notwendig war um unseren neuen Klient:innen zu helfen, sie nicht nur zu versorgen, sondern auch sie in ihre neue Realität zu integrieren. Ein Unterfangen, das bei, in Teilen hochtraumatisierten, Jugendlichen aus zehn Nationen in einem völlig überlasteten deutschen Hilfesystem nicht schwieriger hätte sein können. Galt es eben noch eine Erstversorgung zu gewährleisten standen plötzlich religiöse Konflikte und kulturelle Vorurteile der Jugendlichen im Raum und erschwerten die Arbeit zusätzlich.


Zu diesem Zeitpunkt wurde deutlich, dass es keine andere Lösung geben konnte als den Jugendlichen Diversität zu vermitteln. Nicht oberlehrerhaft, sondern sie ihnen vorzuleben.


Mittlerweile sind sieben Jahre ins Land gegangen und Heimspiel ist ein renommierter Träger, dem vieles der Hippie-Gründerzeit abhandengekommen ist, aber immer noch liegt unser Fokus auf Vielseitigkeit, Toleranz und Akzeptanz, auf einer gelebten Weltoffenheit, die wir unseren Kindern und Jugendlichen in der täglichen Arbeit mit auf ihren oft schwierigen Lebensweg geben und die wir in unserer DNA tragen.


Wir haben mittlerweile stationäre Wohngruppen an vier Standorten und betreuen

zahlreiche ambulante Projekte. Heute wie damals ist Diversität nicht einfach „nur“ ein Mehrwert für uns, sondern essenziell für unsere Arbeit, die viel Empathie und

Verständnis erfordert. Unsere Klient:innen sind sehr divers und es ist unsere Aufgabe sie auf ein Leben in einer vielfältigen Gesellschaft vorzubereiten. Dafür müssen wir die Themen, die sie beschäftigen und die Probleme, auf die sie stoßen nachempfinden und verstehen können. Wir sind der Überzeugung, dass dies erst durch ein diverses Team möglich wird, denn so fühlen sich alle repräsentiert und können leichter Vertrauen fassen.